- Manaus
- Manạus,Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, Brasilien, am Rio Negro, 18 km oberhalb seiner Mündung in den Amazonas, 1,157 Mio. Einwohner; Erzbischofssitz; Universität (gegründet 1965), wissenschaftliche Akademie, nationales Forschungsinstitut für Amazonien; zoologischer und botanischer Garten; Opernhaus, Indianermuseum (Museu do Indio), ethnographisches Museum des Nordens (Museu do Homen do Norte). M. in der Zeit des Kautschukbooms (1890-1915) auf schachbrettförmigem Grundriss mit eindrucksvollen öffentlichen und privaten Gebäuden ausgebaut, erhielt nach dem Niedergang zwischen den Weltkriegen in der modernen brasilianischen Regionalplanung als Entwicklungspol für Amazonien wieder einen besonderen Stellenwert. Die Stadt ist weiterhin der wichtigste Umschlagplatz für die Ausfuhr (Kautschuk, Edelhölzer, Jute, Paranüsse u. a.) und Versorgung des nordbrasilianischen Binnenlandes, aber auch ein bedeutender Industriestandort (Industriepark), mit Erdölraffinerie, elektronische, feinmechanische, Metall-, Holz-, chemische, Textil-, Nahrungsmittelindustrie, Schiffbau. In der Freizone von M. ist für 2001 die Eröffnung eines Biotechnologischen Zentrums (Centro de Biotecnologia da Amaconica) als größtes biotechnologisches Institut Südamerikas und zugleich bedeutender biotechnologischer Industriepark für Investoren vorgesehen. Der Hafen (Freihafen), rd. 1 400 km von der Atlantikküste entfernt, kann von Seeschiffen angelaufen werden; er besitzt wegen der Pegelschwankungen (bis 14 m) schwimmende Kais und Docks; internationaler Flughafen. - In den Armenvierteln der von zahlreichen Nebenarmen (Igarapés) des Amazonas durchzogenen Randbezirke sind viele Gebäude wegen des schwankenden Wasserspiegels auf Pfählen errichtet.Von dem durch den Kautschukboom erworbenen Reichtum zeugen nur noch wenige Prachtbauten aus der Zeit der Jahrhundertwende. Bemerkenswert v. a. das »Teatro Amazonas« (1896), das im Stil der Pariser Oper erbaut wurde (1988-90 restauriert). Die Kathedrale errichtete man 1875, die Kirche São Sebastião 1859. Der Palácio Rio Negro, früher Residenz eines deutschen Kautschukhändlers, ist heute Sitz der Regierung von Amazonas. Das Zollamt, ein englischer Fertigbau, wurde 1902 in Manaus montiert. Die Herstellung der gusseisernen Konstruktionen der Markthallen erfolgte in Paris bei G. Eiffel.Als erste europäische Niederlassung entstand 1669 das von Portugiesen gegründete Fort São José do Rio Negrinho; die spätere Missionsstation und Siedlung trug den Namen Villa da Barra oder Barra do Rio Negro. Die Stadt wurde 1809 Hauptstadt des Generalkapitanats Rio Negro, 1850 der Provinz (des späteren Staates) Amazonas, nun unter dem Namen Manáos (nach dem Indianervolk Manao), der seit 1939 in der heutigen Form geschrieben wird.
Universal-Lexikon. 2012.